Was nicht schon immer in den Regionen der Via Claudia Augusta war, fand fast durchgehend auf der Europa verbindenden Straße über die Alpen in die Regionen und Orte entlang der Route. Wenn Historiker oder Kenner der Geschichte von Essen und Trinken die römische Küche charakterisieren sollen, dann beginnen sie oft mehr oder weniger so: Die Via Claudia Augusta war eine arabisch inspirierte mediterrane Küche, in der aber die wichtigsten Zutaten der heutigen Küche des Mittelmeerraumes fehlten. Die Römer waren schon mit einigen anderen Teilen der Welt in Kontakt, z. B. mit Asien, aber Sie tauschten mit diesen — wenn überhaupt — nur sehr wertvolle, leicht zu transportierende Waren, wie Gewürze. Deshalb gab es in der römische Küche keinen Reis. Warum hätten die Römer mühsam Reis von Asien nach Europa transportieren sollen? Sie hatten ja ein Fülle von verschiedenen Getreiden, die sich in vielerlei Art zubereiten ließen. Das die römische Küche in einigen Belangen an die heutige arabische Küche erinnert, ist kein Zufall. Man stand rund um das Mittelmeer in engem Austausch und die Römer nahmen sich immer von überall das Beste und entwickelten es weiter. Man sagt auch, sie wären die Japaner bzw. Chinesen der Antike gewesen. Auch Zutaten, die erst viel später in die Regionen und Orte entlang der Via Claudia Augsta kamen, taten das fast durchgehend auf der Via Claudia Augusta. Sie war auch nach den Römern eine Hauptverbindung zwischen dem Süden und dem Norden Europas. An ihren Enden lagen global gesehen 2 der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen des Mittelalters und der frühen Neuzeit: Augsburg und Venedig. Venedig dominierte lange Zeit den Handel mit Ländern rund um das Mittelmeer, mit Arabien und dem übrigen bekannten Asien. Der Mais, Erdäpfel, Tomaten kamen in der Folge von Christoph Columbus aus Amerika und verbreiteten sich von den Häfen über die Via Claudia Augusta entlang der Route. Der Reis kam über Konstantinopel nach Vendig und startete von dort aus seinen Weg nach Norden. Später begann man in der Poebene selbst Reis anzubauen. Auch der Trentiner Polenta ist in das Trentino zugezogen, über die Via Claudia Augusta, und hat damit durchaus Bezug zu der Europa verbindenden Straße. Man darf diese Zutaten also durchaus auch als Teil der jüngeren Via Claudia Augusta Küche, der durch die wichtige Straße international inspirierten Küche der Regionen entlang der Route, sehen. Auch die berühmten Bohnen von Lamon kamen über die Via Claudia Augusta aus Südamerika, bevor sie im Ort am Eingang zu den Belluneser Dolomiten zum Kult wurden. Die wichtigsten europäischen Häfen für den Arabica Kaffee waren Venedig und Genua, von wo aus der Kaffee seinen Siegeszug Richtung Norden antrat. Die wichtigsten Häfen für südamerikanischen Kaffee lagen hingegen im Norden. So gelangte möglicherweise der südamerikanische Kaffee über die Via Claudia Augusta nach Italien. Wer weiß?! Spannend, was sich alles auf der Via Claudia Augusta bewegte bzw. was die Via Claudia Augusta alles in den Regionen und Orten entlang ihrer Route und darüber hinaus in Bewegung setzte. Es darf getrost als Teil der Kultur der Via Claudia Augusta und zum Teil auch der Via Claudia Augusta Küche, der Küche der international inspirierten Küche der Regionen entlang der Via Claudia Augusta, gesehen werden.